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Erst Mechatronik, dann Mumbai

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Physik oder Ingenieurswissenschaften? Universität, Hochschule oder gar Duale Hochschule? Wie so viele meiner Schulkollegen musste ich mir in der Oberstufe die Frage stellen, wie es nach dem Abitur weitergehen soll.

Die Wahl fiel letztendlich auf ein duales Mechatronikstudium bei Daimler, genauer gesagt im weltgrößten LKW-Montagewerk in Wörth. Warum? Weil ich schon immer ein Fan von Fortbewegungsmitteln jeglicher Art war und mir hier eine gute Betreuung und interessante Einblicke in ein global agierendes Unternehmen versprach.

Mechatronik wählte ich, weil die Inhalte des Studiengangs, die von Maschinenbau über Elektrotechnik hin zur Informationstechnik reichen, ein breit gefächertes und vielfältiges Studium erwarten ließen, das gleichzeitig für die zukünftigen Entwicklungen gewappnet ist.

Das Vorpraktikum als Einstieg

Los ging es bereits am 01. Juli 2013 mit einer Einführungsveranstaltung für das technische Vorpraktikum. Das Vorpraktikum fand in der Ausbildungswerkstatt des Werkes statt und wir lernten verschiedene Verfahren zur Metallbearbeitung wie Bohren, Fräsen, Drehen oder Schweißen kennen.

Außerdem standen verschiedene, jeweils einwöchige Kurse zu Themen wie CAD, SPS oder Pneumatik auf dem Programm. Hier konnten wir bereits einen Einblick in einige der Themen erhalten, die später im Studium vertieft werden sollten. Zuletzt wurden alle Studenten noch für zwei Wochen in der Produktion eingesetzt, was für mich eine sehr wichtige und interessante Erfahrung war.

Ingenieurberuf statt Pseudoprojekte

Anschließend startete die erste Praxisphase. Diese fand für mich in der Produktionsplanung Achsenvormontage statt und lieferte mir eine sehr gute Einführung in die Arbeitswelt bei Daimler. Was mir an den Praxisphasen sehr gefällt, ist, dass wir Studenten ein eigenes Projekt bearbeiten, das in aller Regel anschließend auch zum Einsatz kommt. Es handelt sich also um genau die Arbeiten, die einen später im Ingenieursberuf erwarten und nicht um irgendwelche „Pseudoprojekte“, die nur für den DH-Praktikanten geschaffen wurden.

Die folgenden Praxisphasen organisierte ich dann auf Basis meiner persönlichen Interessen selbst. Hierzu fragte ich auch andere Studenten nach ihren Erfahrungen und informierte mich bei meinen bisherigen Betreuern über Kontakte in anderen Abteilungen.

So durchlief ich bis heute die Arbeitsvorbereitungswerkstatt im Team Elektrik/Kabelsatz, die Automatisierungstechnik/technischer Service sowie die Entwicklung Motor und Abgasnachbehandlung im Bereich Mercedes-Benz Special Trucks.

Im fünften Semester stand dann ein ganz besonderes Abenteuer an: ein Einsatz in einem anderen Werk, genauer gesagt im Daimler-Werk in Chennai im heißen Süden von Indien, wo Trucks und Busse der Marken Bharat-Benz, Fuso und Mercedes-Benz produziert werden.

BharatBenz

Incredible India

In diesem Praxiseinsatz lernten meine beiden Studienkollegen und ich eine uns bisher völlig fremde Kultur kennen und konnten gleichzeitig Arbeitserfahrung im Ausland sammeln. Unter der Woche blieb relativ wenig Zeit für Freizeitaktivitäten, da allein schon die Fahrtzeit des Werksbusses täglich ungefähr vier Stunden betrug.

Deswegen nutzen meine Studienkollegen und ich die Wochenenden, um mit Arbeitskollegen und anderen Praktikanten Ausflüge in andere Städte oder zum Wandern zu unternehmen. Zum Abschluss des Einsatzes hatten wir die Möglichkeit, zwei Wochen Urlaub zu nehmen und uns auf eine Rundreise durch „Incredible India“ zu begeben.

Hier besuchten wir die bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise das Taj Mahal in Agra. Außerdem konnten wir sehr viel Natur erleben: auf einer Hausboottour durch die Backwaters in Kerala, einem Ausflug zu den Athirappilly-Wasserfällen nordöstlich der Stadt Kochi oder Strandspaziergängen an naturbelassenen Endlosstränden in Goa.

Die 11 Wochen in Indien waren letztendlich der Abschnitt des Studiums, aus dem ich die meisten Eindrücke mitnehmen konnte. Einen Auslandseinsatz kann ich jedem Studenten nur empfehlen.

Praxisorientierte Theorie

Zu einem dualen Studium gehört aber neben der Praxis auch die Theorie. Diese ist an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, kurz DHBW, sehr praxisorientiert gestaltet, was sich vor allem in einer Vielzahl an Laboren und Projekten äußert. Das in den Vorlesungen vermittelte Wissen wird so direkt in der Praxis abgefordert.

Inhaltlich besteht das Studium aus fachspezifischen Vorlesungen zu den drei Einzelbereichen der Mechatronik, dem Maschinenbau, der Elektrotechnik und der Informatik, die alle ungefähr den gleichen Anteil am Studium haben. Darüber hinaus gibt es auch weitere Vorlesungen, wie beispielsweise „Mechatronische Systeme“, die das Zusammenspiel dieser drei Fachrichtungen erläutern. Außerdem gibt es auch Vorlesungen zu Themen wie Betriebswirtschaftslehre und Projektmanagement.

Insgesamt empfinde ich die Theoriephasen durch die Vermischung verschiedener Fachbereiche und dem recht großen Anteil an Laboren und Projekten als sehr abwechslungsreich. Durch den recht straffen Zeitplan (innerhalb von 12 Wochen müssen alle Vorlesungen inklusive Laboren, Projekten und Klausuren abgeschlossen sein) kommt mir allerdings an manchen Stellen das Hintergrundwissen etwas zu kurz. Auch wenn mir dieses Wissen in meinem weiteren Berufsleben nur bedingt weiterhelfen wird, verzichte ich doch ungerne auf mathematische Beweise und empfinde manchmal die Theoriephasen als zu oberflächlich, weil letztendlich genau das gelehrt wird, was später in der Praxis wichtig ist.

Unerwartete Unterstützung

Während meiner dritten Praxisphase im Frühjahr 2015 erhielt ich einen Brief der „Studienstiftung des deutschen Volkes“. Ich hatte noch nie zuvor von dieser Organisation gehört. Beim Durchlesen des Briefes stellte sich heraus, dass die „Studienstiftung“ Deutschlands größtes Begabtenförderungswerk ist und Stipendien an Studenten vergibt. Ich war von der DHBW als Stipendiat vorgeschlagen worden und hatte nun die Möglichkeit, mich auf einem Auswahlseminar zu beweisen.

Der Auswahlprozess lief im Prinzip ähnlich ab wie eine Bewerbung: Es sollte ein ausformulierter Lebenslauf verfasst werden sowie ein Bewerbungsbogen ausgefüllt werden. Einige Zeit später stand dann der Termin für „mein“ Auswahlseminar fest: Es sollte am ersten Novemberwochenende in Speyer stattfinden. Neben den beiden Einzelgesprächen, die jeweils einem Bewerbungsgespräch ähnelten, standen auch Gruppendiskussionen auf dem Plan. Hierzu sollte ein Referat zu einem frei wählbaren Thema vorbereitet werden, das dann in einer Gruppe diskutiert werden sollte. Ich musste nicht lange überlegen, um mich für das „Autonome Fahren“ als Thema meines Referates zu entscheiden.

Eine Woche nach dem Seminar fand ich dann einen dicken Umschlag in meinem Briefkasten. Ich wurde aufgenommen! Konkret bedeutet das für mich, dass ich bis zum Abschluss meines Masterstudiums eine finanzielle Förderung erhalten werde und außerdem die Möglichkeit habe, mich auf diversen Seminarangeboten zu den verschiedensten Themen weiterzubilden und mit anderen Studenten auszutauschen.

Bachelor! – What´s next?

Alles in allem kann ich das Studium weiterempfehlen. Erfahrungen wie der Auslandseinsatz in Indien haben mich enorm weitergebracht und auch der Berufseinstieg wird mir durch die vielen Praxiseinsätze in verschiedensten Bereichen leicht fallen. Dies geht allerdings auf Kosten der Theorie, die meiner Meinung nach zum Teil etwas oberflächlich gestaltet ist. Dies trifft aber nicht auf alle Vorlesungen zu.

Ich habe nun nach dem Erhalt des Bachelor of Engineering vor, ein Masterstudium der Fachrichtung Automotive Systems Engineering zu beginnen, um im Anschluss eine spannende Aufgabe bei Daimler zu übernehmen.


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