Als mein Maschinenbau-Studium zu Ende ging, stand ich vor der Entscheidung, in welche Richtung es für mich beruflich weiter gehen soll. Eine erfolgreiche Formula Student-Saison mit unserem selbst entwickelten und gebauten Rennwagen lag hinter mir. Die Erfahrung als Teamleiterin meines Formula Student Teams hatte meine Begeisterung für schnelle Autos noch gesteigert. Und da war diese Marke aus Affalterbach, mit den drei Buchstaben „AMG“. Erste Kontakte zu Mercedes-AMG hatte ich ja bereits durch die Formula Student geknüpft, und die gerade ausgeschriebene Nachwuchsstelle in der Projektleitung der Motoren weckte natürlich sofort mein Interesse – es folgten Bewerbung, Eignungstest und Assessment Center. Noch am gleichen Tag kam dann schon die Zusage – echt schnell!
Ich kam in das neue AMG-interne Nachwuchsingenieurinnenprogramm. Zu Beginn stand erst einmal eine Absprache mit meinem Chef bzw. Mentor an, welche Bereiche für mich und meinen zukünftigen Job interessant wären. Gemeinsam vereinbarten wir meine Einsätze für das vor mir liegende Jahr: meinen ersten Einsatz in der Projektleitung Motoren und Getriebe bei Mercedes-AMG (meiner späteren Zielabteilung), einen zweiten Einsatz bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains in England und zuletzt meine dritte Station in der Produktion der S-Klasse in Sindelfingen. Begleitet wurde das Programm durch zwei Seminare im Bereich Kommunikation sowie weitere Hospitanzen.
Voller Freude auf die kommenden Einsätze startete ich schließlich in mein erstes Berufsjahr. Während meinem ersten Einsatz in der Projektleitung Motoren und Getriebe bei Mercedes-AMG umfasste meine Aufgabe ein eigenes, kleines Projekt: Prozessentwicklung für einen unserer umfangreicheren Geschäftsvorgänge. Dadurch hatte ich vom ersten Tag an Kontakt mit verschiedenen Abteilungen und Hierarchen und lernte die Arbeitsumgebung meines zukünftigen Jobs kennen – eine sehr gute Vorbereitung auf meinen späteren Arbeitsbereich! Bei Mercedes-AMG fühlte ich mich vom ersten Tag an wie zu Hause: Der Umgang mit meinen Kollegen war von Anfang an sehr familiär, sofort wurde ich in der Mannschaft gut aufgenommen und der Teamspirit war von der ersten Sekunde an zu spüren. Als ich nach fünf Monaten zur nächsten Station wechselte, viel der Abschied schwer – und ich freute mich bereits auf die zukünftigen Aufgaben in dieser Abteilung!
Im Juli 2012 ging es dann für mich nach England. Ich habe meinen Bus gesattelt, mein Motorrad eingepackt und bin unter dem Ärmelkanal hindurch in das „Geburtsland des Motorsports“ gefahren. Große Erwartungen hatte ich schon, schließlich sollte ich nun für drei Monate bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains arbeiten. Die Firma entwickelt, baut und betreut die Formel-1-Motoren für MERCEDES AMG PETRONAS, McLaren und Force India. Eine topmoderne Firma: Neueste Fertigungsmethoden, absolute Reinheit in der Fertigung und Montage und natürlich interessanteste technische Lösungen in den Entwicklungen, Motoren sowie an den Prüfständen. Die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter sind sicher einzigartig: Jeder Mitarbeiter fährt in seiner Freizeit selbst Rennen oder schraubt hobbymäßig an Autos. Meine dortige Abteilung war ebenfalls das Projektmanagement. Ich machte mich an die Initiierung, Überwachung und Steuerung der Prozesskette vom Aufbau der aktuellen Achtzylinder bis hin zum Zerlegen und den Befunden. Dazu gehört das Zusammenstellen der Teile aus dem Lager, übers Testen auf den Prüfständen, bis hin zum Zerlegen und den Befunden eines Rennmotors. Weil ich noch freie Kapazität zur Verfügung hatte, engagierte ich mich zusätzlich in einem Projekt, das die kompletten Firmenprozesse auf den Kopf stellte, mit dem Ziel, kurze Wege, wenig Doppelarbeit und schnelle Handlungsfähigkeit zu unterstützen.
In meiner Freizeit erkundete ich mit ein paar motorisierten Kollegen das Umfeld und besuchte verschiedene Rennstrecken (Sandbahnrennen, Formula Student, Stock Car, Hill Climb, MotoX, Classic Bikes usw.). Sogar als Rennmechanikerin in einem Endurance-Rennen konnte ich mit einem Reifenwechsel aushelfen. Ein Highlight in der Sommerpause war auch die Rundreise bis zur Nordküste von Schottland. Das Wetter war uns (für englische Verhältnisse) gut gesonnen, die Straßen schön kurvig und die Landschaft atemberaubend. England war damit das Highlight meines Trainee Programms – sowohl beruflich als auch privat!
Zurück in Deutschland ging es anschließend zum letzten Einsatz nach Sindelfingen in der Produktion der S-Klasse, wo zu dieser Zeit die Produktionstests liefen. Hier betreute ich die Verfolgung der PRO Fahrzeugen und die Organisation von noch zu lösenden Aufgaben. Während diesem Einsatz hatte ich die Chance, mein Netzwerk im Werk weiter aufzubauen und auch die Welt der Produktion weiter zu verstehen. Die ersten Tage in der Produktion waren überwältigend und ich fragte mich öfter, wie das wohl funktioniert, dass alle Roboter (und Menschen) zusammenarbeiten ohne auf der Produktionslinie einen „Crash“ zu fahren… Ebenso faszinierend, dass die Werker immer die richtigen Bauteile von den vielen verschiedenen Varianten in das passende Auto einbauen – und natürlich, wenn der Motor am Ende des Bandes zum ersten Mal startet!
Nach einem Jahr im Nachwuchsingenieurinnenprogramm stieg ich dann – um einige Erfahrungen reicher – in meiner Zielabteilung ein. Nach diesem spannenden Jahr freue ich mich auf meine kommenden Aufgaben als Projektleiterin der V12-Motoren bei Mercedes-AMG!