Ich höre die Geschichte von Muhammed, der Computer Science in Bagdad studiert hat. Er konnte sein Studium nicht beenden und musste flüchten. Heute fehlt ihm ein Laptop. Deswegen kann er nicht weiter programmieren, sitzt aber in Deutschland und weiß nicht was er tun soll. So kann Integration nicht funktionieren. Digital Integration soll helfen.
Auf einer TEDx Veranstaltung in Berlin zum Thema Migration fängt alles an. Ich höre auch die Geschichte von Anne, die sich entschlossen hat, genau diesen Menschen zu helfen. Sie gründet die ReDI School of Digital Integration. Flüchtlinge lernen dort alles was nötig ist, um bestens auf dem digitalen Arbeitsmarkt gerüstet zu sein.
Sie lernen zu programmieren, hören Vorträge von Größen der Berliner IT und Start-up Szene über Digitalisierung und Entrepreneurship und erarbeiten sich dabei genau die Fähigkeiten, die sie in einem späteren Arbeitsleben so dringend benötigen!
Unterstützen aber wie?
Das macht Sinn. Sogar sehr viel Sinn. Programmierer und IT Fachleute werden auch bei uns gesucht und programmieren ist eine internationale Sprache. Ich finde die Idee großartig und würde gerne helfen, die Frage ist nur wie?
Mir ist bei weitem noch nicht klar, wie Daimler oder insbesondere meine Abteilung so ein Projekt unterstützen kann – aber Probieren geht über Studieren. Ich gehe nach der Veranstaltung zu Anne, plaudere ein bisschen über ihr Projekt, wir verstehen uns super, ich finde das Konzept toll und nehme ihre Visitenkarte mit. Jetzt wird es spannend, eine Kooperation in diesem Umfeld ist für die Daimler IT vielleicht noch nicht ganz typisch. Ich denke mir: Schwierig. Ist so etwas möglich?
100 % geben
Ja es ist möglich! Die Zweifel sind völlig unbegründet. Das Projekt, das wir im Folgenden starten ist eines der schnellsten, die ich bisher miterleben durfte – nicht zuletzt, weil jeder Beteiligte sein bestes tut, um es zügig nach vorne zu bringen! Deswegen möchte ich auch an dieser Stelle ein sehr großes und ernstgemeintes Dankeschön an alle Beteiligten aus allen Bereichen aussprechen!
Doch um was geht es überhaupt? Im Grunde: Nachhaltige Integration von Flüchtlingen kombiniert mit Ideen für die Digitalisierung im Retail – Klingt zumindest vielversprechend, doch wie kommen wir da hin?
Zwei Monate, 12 Flüchtlinge und Coaching
Nachhaltige Integration bedeutet bei uns, dass Flüchtlinge sich entwickeln und weiterbilden können, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Damit helfen sie der Wirtschaft und sich selbst. Wir bieten ihnen diese Möglichkeit zusammen mit ReDI – in einem realen Projekt.
Über einen Zeitraum von 2 Monaten bekommen 12 ausgewählte Flüchtlinge mit relevantem Hintergrund Input von uns und Coaching von unserem Partner, bzw. Freiwilligen aus der Berlin Tech- und Startup Szene. Das Ziel dabei ist Konzepte und Ideen für unseren Retail der Zukunft zu erarbeiten.
Schnell, einfach und wertschätzend
Unser Wettbewerb „Retail of the Future“ bietet ihnen eine Möglichkeit mit der Industrie in Kontakt zu treten, neue und relevante Dinge zu lernen und gleichzeitig, mit einer Preisverleihung am Ende (bei der niemand leer ausgeht) fair für den Aufwand entlohnt zu werden. Schnell, einfach, bürokratiefrei, wertschätzend.
Wir auf der anderen Seite können von der Vielfalt und dem unterschiedlichen kulturellem Hintergrund profitieren. Neue Blickwinkel, hohe Motivation und keine „Daimler-Brille“ ermöglichen eine frische Sicht auf unsere Herausforderungen.
Kickoff
Gestartet wurde das Ganze sehr digital mit einem Skype-Input-Vortrag aus dem Daimler HQ. Über einen großen Bildschirm vor dem die Flüchtlinge sitzen, flimmert mein Gesicht. Ich erzähle Geschichten wie sich Daimler den Retail von morgen vorstellt und was wir heute bereits tun. Das ist auch neu für mich. Unsere Studenten hören jedoch gebannt zu und fragen interessiert nach. Wir sprechen über Mercedes me stores, über Virtual Reality.
Ideen der Zukunft
Wir sprechen darüber was es in Berlin sonst noch an Stores gibt, über andere Unternehmen und wie diese den Blick in die Zukunft wagen und moderne Technologien aufzeigen. Ich ermutige sie diese auch zu besuchen und bin mir sicher, dass sie es auch tun werden! Wir sprechen darüber, wie wichtig es ist den Ideen freien Raum zu lassen:
„Think Big, Think Wild“
Wir brauchen neue, spannende und ungewöhnliche Ideen um die Kunden der Zukunft zu begeistern! Ich bin gespannt wohin die Reise noch gehen wird, denn eines ist klar: Ich sehe eine Gruppe von hoch motivierten Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Fähigkeiten, die lernen und sich zeigen wollen – und von Preisgeld hat bisher niemand gesprochen.
Zwischenpräsentation
Eine gewisse Anspannung ist zu spüren. Schließlich dürfen die Studenten ihre ersten Forschungsergebnisse vor dem „Auftraggeber“, also uns präsentieren. Es kommen direkt auch Fragen auf:
„Ist das überhaupt gut genug für Mercedes?“ „Muss das nicht alles perfekt sein?“
Der Respekt vor der Marke ist definitiv zu spüren, vielleicht sind wir an dieser Stelle tatsächlich noch nicht nahbar genug? Ich kann sie jedoch beruhigen. Bei so einem Projekt muss selbstverständlich nicht alles perfekt sein. Wir wollen Ideen und Konzepte zusammen entwickeln. Die Augen öffnen und sehen, welche Möglichkeiten sich für die Zukunft ergeben. Dafür ist es viel wichtiger viele Dinge auszuprobieren und diese im Zweifel früh zu verwerfen.
Begeisterung pur statt Enttäuschung
Diesen Start-up Spirit des „Fail early and fast“ versuchen wir den Studenten mitzugeben – aber nicht zuletzt auch uns selbst, denn auch wir können und müssen hier noch einiges lernen! Die Studenten enttäuschen mich nicht, sondern begeistern mich vielmehr durch ihre Kreativität und eine tatsächlich andere Sicht auf die Dinge. Es kommen zwar auch Themen und Lösungen an, die wir selbst auch gedacht haben, jedoch sehr viele Ansätze die wir so nicht bedacht hätten und definitiv Potential haben. Ich bin gespannt was uns auf dem Weg noch erwartet.






Staatsbesuch
Dinge nehmen Fahrt auf – viel mehr als wir zu Beginn gedacht haben. Jetzt hat sich Thomas de Maizière angekündigt unseren Partner zu besuchen und dabei die „Ideen Galerie“ unserer Studenten feierlich zu eröffnen. Um die Motivation für unsere Studenten noch einmal höher zu halten, hat sich auch von unserer Seite Sabine Scheunert, Verantwortliche für die neue Digital Unit, angekündigt. Für unsere Studenten ist das eine große Chance und Wertschätzung!
Wer hatte in seinem Studium die Möglichkeit seine Ideen und Konzepte einem Bundesminister oder einer Top Managerin vorzustellen? Ich merke in der Vorbereitung, dass die Studenten Feuer und Flamme sind. Diese Wertschätzung bedeutet ihnen nach den vielen Entbehrungen, die sie erleben mussten viel. Es werden alle Register gezogen und der Fortschritt regelmäßig auf Facebook gepostet. Die Mühen haben sich aber gelohnt: Alle Beteiligten waren zufrieden, der Minister ist begeistert und die Studenten sind froh über das detaillierte Feedback von Sabine Scheunert. Gratulation!
Feedback von Kollegen
Wie finden wir heraus welches die Besten Ideen waren? Zuerst war geplant die Ideen physisch der Öffentlichkeit zu präsentieren, wegen Problemen mit der Location und weil wir an der Digitalisierung arbeiten, entscheiden wir uns über eine Online Umfrage, die auch an etwa 100 Daimler Mitarbeiter in den Bereichen Retail und Digitalisierung bzw. über Facebook Werbeanzeigen an relevante Nutzergruppen gesendet wurde.
Feedback kommt von vielen Kollegen aber die Reichweite geht sogar bis nach China und Australien! Wir sind begeistert von den Rückmeldungen, die Ergebnisse sind spannend! Ich will hier jedoch zunächst nicht zu viel erzählen. Nur kurz: Es dreht sich in dem Konzept unserer Flüchtlinge um ein ganzheitliches Storekonzept, dass den Besucher personalisiert auf eine Reise von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zu seiner Zukunft mit Mercedes bringt.
Besonders spannend ist dabei, wie der Gründergeist von Carl Benz unsere Studenten begeistert hat und wie sie nach dem Aufenthalt im Store mit dem Kunden Kontakt halten wollen. Jetzt ist der Ball auf unserer Seite und wir dürfen uns überlegen, ob die Ideen oder Teile der Ideen umsetzbar sind und zu unserer Marke passen. Sobald das passiert ist, melden wir uns wieder!
Gelernt für die Zukunft
Abschließend würde ich gerne Anne frei zitieren:
“Let’s hack the refugee crisis!”
Ich glaube diese Art von nachhaltiger Integration hilft allen Beteiligten. Die hohe Motivation und das kreative Denken unserer Studenten waren begeisternd und auch die Ergebnisse übertreffen eigentlich dem, was ich erwartet hatte. Im Gespräch mit den Studenten nach der Präsentation kommt auch genau diese Begeisterung rüber, sie haben wirklich etwas gelernt was ihnen für die Zukunft hilft. Win-Win.
Der Beitrag Let’s hack the Refugee Crisis! erschien zuerst auf Daimler-Blog.