So sieht also Stuttgart im Februar aus! Verzeiht mir die etwas unorthodoxe Einleitung, aber genau das waren die ersten Gedanken, die mir nach meiner Ankunft in der im Schneeregengrau liegenden Landeshauptstadt durch den Kopf schossen.
Zur Erklaerung: Ich wohne seit acht Jahren in Taipeh, Taiwan und bin bei 26 Grad und Sonnenschein los geflogen. Was sich nach einem typischen Urlaubsszenario anhoert, ist fuer mich dann durchaus auch eine organisatorische Herausforderung. Wenn man so lange auf einer subtropischen/tropischen Insel wohnt, dann sieht die Garderobe durch die Bank weg ein wenig sommerlicher aus.
Ja und dann stehe ich da also um 8 Uhr vor dem Mercedes-Benz Museum. Der Wecker musste an diesem 1. Februar nicht klingeln. Um 5 Uhr gingen die Doeppen (ich meine natuerlich Augen. Ich komme gebuertig aus dem Ruhrgebiet, bin aber offen fuer andere Mundarten^^) von ganz alleine auf und dann war es wieder da, dieses „ja ist denn schon Weihnachten“-Gefuehl. Endlich bin ich angekommen bei dem Konzern, fuer den ich mich ganz bewusst entschieden habe. Vor allen Dingen aus emotionalen Gründen.
Day One im Mercedes-Benz Museum
Der „Day One“ ist, die Daimler-Kollegen wissen es natuerlich, sozusagen die offizielle Einschulung, wobei ich mich ein wenig nach einer Schultuete gesehnt habe. Mit gut 200 neuen Kolleginnen und Kollegen sammelte ich mich in einem grossen Saal des Museums und war vor allen Dingen erstmal ueberrascht, dass mehr als die Haelfte der „Neuanfaenger“ weiblich waren und das quer durch alle Abteilungen. Schoen zu sehen, dass der Daimler so eine Entwicklung gemacht hat.
Begruessung und eine Einfuehrung in die Geschichte und die Zukunft des Unternehmens standen dann auf dem „Stundenplan“, der dann nach 90 Minuten von der ersten grossen Pause unterbrochen wurde. Brezel gab es und jetzt, man moege es mir verzeihen, hat sich mein kulinarischer Horizont gleich mal neu ausgerichtet. Hatte ich zuvor dieses rustikale Gebaeck eher suedlich des Weisswurst-Aequators angesiedelt, so wurde ich doch recht schnell darueber belehrt, dass es sich offensichtlich auch um eine regionale Spezialitaet der schwaebischen Baeckermeister handelt. Passt fuer mich. Als Junge aus dem Pott war es ungewoehnlich, aber schmackhaft und Heimat ist ja bekanntlich auch dort, wo sich der Magen zu Hause fuehlt… oder?
Deftiges in der Oelkantine
Kleiner Einschub an dieser Stelle. Natuerlich habe ich mich auf die diversen, ich sitze in Untertuerkheim, Werks-Kantinen gefreut. Mein erstes mal Mahlzeit durfte ich in der sogenannten „Oelkantine“ raushauen und das ueber einem Teller Gruenkohl mit 2 Mettwuerstchen und Senf. Freunde, es sind die einfachen Dinge im Leben und wenn du so viele Jahre in Asien lebst, dann kann eine derartige Kombination nahezu Gluecksgefuehle ausloesen. Aber zurueck zu meinem Day One…
Arbeitsschutz und Werksausweis
Filme und Vortraege zur Sicherheit am Arbeitsplatz und den betriebsraetlichen Aktivitaeten folgten, bevor ich dann endlich den offiziellen Schritt in mein neues Leben gehen konnte: Werksausweis abholen und dann zum ersten mal als Kollege unter Kolleginnen und Kollegen das Werksgelaende in Untertuerkheim betreten. Habt bitte ein wenig Nachsicht, wenn der Pathos einen derartig stilistischen Aufschlage macht, aber das war und ist immer noch fuer mich ein ganz besonderer Moment. Hier wollte ich hin und jetzt bin ich also da und das nach 15 Jahren als freischaffender Blogger.
Kulturschock und spannende Momente
Eineinhalb Jahrzehnte konnte ich mehr oder weniger „freidrehen“ und nur die persoenliche, aber auch die Verantwortung meinen Angestellten gegenueber, setzten Grenzen. Jetzt macht dies ein Welt-Unternehmen und ich bin mir ob des beiderseitigen Kulturschocks durchaus bewusst. Da werden die naechsten Wochen und Monate durchaus spannende Momente bereithalten.
Aber ist das nicht das eigentliche Abenteuer? Da erfindet sich gerade eine Firma neu, die vor ueber 130 Jahren gegruendet wurde. Ein Unternehmen, welches unsere Welt, unsere Staedte und Gesellschaften so fundamental beeinflusst hat. Individuelle Mobilitaet hat uns schliesslich voellig neue Formen des Zusammenlebens ermoeglicht und von daher muss man auch den Hut vor der Pionierleistung der Gruendervaeter ziehen.
Gottlieb Daimler und Carl Benz
Gottlieb Daimler und Carl Benz sind fuer mich – und jetzt schlage ich mal konsequent eine Bruecke zu meinem „Vorleben“ als Techblogger – die Jobs, Zuckerbergs, Bezos, Musks und Gates ihrer Zeit gewesen. Das vergessen wir viel zu haeufig, aber vielleicht liegt das auch an mir. Wer Anhaenger eines Vereins ist, der seit bald 60 Jahren keine Deutsche Meisterschaft gewonnen hat, der muss sich auch immer mal wieder von den Erfolgen der Vergangenheit inspirieren und motivieren lassen.
Von Analogistan nach Digitalia
Aber genau darauf will sich bei Daimler ja niemand ausruhen und auch ich bin hier angetreten, um mit Euch zusammen die Schritte in die Zukunft zu machen. Ob als Kollege, oder als der „Palle“, der halt jetzt „beim Daimler schafft“ und nicht beim Techblog Mobile Geeks. Wir stehen hier zusammen vor derartig fundamentalen Veraenderungen, die fuer mich als Geek (ja, das werde ich wohl nie richtig ablegen koennen) vor allen Dingen eines sind: aufregend! Und genau hier moechte ich Euch abholen und da ist es voellig egal ob Ihr, wie ich uebrigens auch, noch aus Analogistan kommt oder schon in Digitalien geboren wurdet. Diese Reise betrifft uns alle. Beruflich, aber auch persoenlich.
Bei Daimler werde ich diese Entwicklung nicht nur dokumentieren, sondern auch mitgestalten koennen und da freue ich mich tierisch drauf. In diesem Unternehmen steckt so viel Esprit, Erfindergeist und Lust auf die Mobilitaet der Zukunft, dass ich mich wirklich wie der 4-jaehrige Sascha fuehle, den man uebers Wochenende in einen Toys R Us Store eingeschlossen hat. (Wobei den Laden gab’s damals ja noch gar nicht in Deutschland …)
Oder wie sagte nicht unser Chef Dieter Zetsche auf der CES 2015 in Las Vegas?
Wir haben damals das Auto erfunden, jetzt erfinden wir das selbstfahrende der Zukunft.
Und genau darueber werde ich Euch auf dem Laufenden halten!
P.S.: Umlaute
Bevor in den Kommentaren gleich die Frage nach den fehlenden Umlauten kommt. Ich wohne seit ueber 10 Jahren nicht mehr in Deutschland und setze seit nun schon 15 Jahren nur noch US-Tastaturen ein. Ergo gibt es bei mir keine AEs und OEs und UEs…. Halt! Bist jetzt!
Dies wird mein letzter offizieller Beitrag ohne Umlaute sein. Die Kollegen haben mich schon mit einer schoenen „QWERTZ“-Tastatur versorgt und das bedeutet, dass ich demnaechst dann nicht nur persoenlich in Deutschland angekommen bin, sondern auch meine Artikel bzw. die Art und Weise wie diese fuer euch aufbereitet wurden.
Der Beitrag Eben noch Taipeh, jetzt schon Untertuerkheim erschien zuerst auf Daimler-Blog.