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Meine große Chance – mit Handicap

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Hallo, ich bin Katja Fichter, ich bin 25 Jahre alt und arbeite seit Oktober 2017 bei der Daimler Gastronomie GmbH in Gaggenau.

Ich möchte Euch erzählen, wie ich zu dieser Stelle gekommen bin:

Da mir von Geburt an ein Teil des Gehirns fehlt, ich Epilepsie habe und viel Zeit im Krankenhaus verbringen musste, konnte ich nur die Förderschule besuchen und diese mit einem hauptschulähnlichen Abschluss abschließen. Leider habe ich auch keine Möglichkeit bekommen, im Anschluss eine Ausbildung zu machen.

Erste Erfahrungen

Aber ich konnte ein Praktikum in der Küche im Helmut-Dahringer-Haus (Alten- und Pflegeheim in Gaggenau) absolvieren. Dort habe ich erste Erfahrungen in der Küche gesammelt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Danach bekam ich eine Stelle in der Murgtal-Werkstätte in Gaggenau-Ottenau. Ich kann Euch sagen, das war am Anfang gar nicht einfach dort! Zum einen sind dort Menschen mit vielen unterschiedlichen Einschränkungen, manche sogar mit mehreren schweren. Damit musste ich erst mal klar kommen, dass so viele Menschen mit Handicap auf einem Haufen sind.

Zum anderen war ich in einer Abteilung, wo ich Teile für Autos prüfen und zusammenbauen musste, was mir so gar nicht lag. Trotzdem habe ich meine Arbeit gut gemacht, so gut sogar, dass ich einen Posten in der Küche bekam, wo ich mehr und mehr selbständig arbeiten konnte. Das hat mir dann auch wirklich Spaß gemacht!

Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich wahrscheinlich noch mehr kann. Zusammen mit der Lebenshilfe wurde dann für mich nach einem Kooperationspartner gesucht, bei dem ich ein Praktikum machen und meine bisherigen Erfahrungen einbringen konnte. Ein Job Coach der Lebenshilfe, nahm im Frühjahr 2017 Kontakt auf mit dem Betriebsleiter der Daimler Gastronomie GmbH, der sehr schnell bereit war, mir diese Chance zu geben. Mitte Oktober 2017 war es dann endlich so weit: ich durfte mein Praktikum bei der Daimler Gastronomie GmbH beginnen!

Mein Start in der Kantine

Das war dann wieder eine sehr große Umstellung: ich muss seit meinem Praktikumsbeginn jeden Morgen ziemlich früh aufstehen, nämlich um 5:30 Uhr, damit ich pünktlich um 7:00 Uhr in der Küche anfangen kann. Aber mittlerweile habe ich mich an das frühe Aufstehen gewöhnt.

Eine Umstellung war auch die andere Arbeitsweise: in der Werkstätte wird das Essen fertig geliefert und muss nur ausgegeben werden, bei der Daimler Gastronomie GmbH wird alles frisch zubereitet.

Meine Tätigkeiten zu Anfang meines Praktikums waren Desserts anrichten und Salatschälchen richten, von Zeit zu Zeit wurden es immer mehr Aufgaben, die ich machen durfte. Um mir den Praktikumsanfang zu erleichtern, kam mein Job Coach in der ersten Woche immer mit, dann nur noch zwei – dreimal in der Woche, jetzt nur noch bei Bedarf. Wenn ich ein Anliegen habe, kann ich mich immer an meinen Ansprechpartner der Daimler Gatronomie wenden oder an jedes andere Team-Mitglied.

Angekommen

Von Anfang an hat mir die Arbeit schon sehr viel Spaß gemacht, auch weil mich das gesamte Team sofort freundlich aufgenommen und unterstützt hat und ich mich gleich wohl gefühlt habe. Damit ich nicht gleich völlig überfordert werden würde, habe ich am Anfang erst einmal von 7:00 Uhr bis 12:30 Uhr gearbeitet. Trotzdem kam ich zu anfangs ganz schön geschafft nach Hause.

Nach etwa zwei Wochen durfte ich auch mit zur Essensausgabe, was am Anfang auch etwas ungewohnt war, weil hunderte Menschen an mir vorbei gelaufen sind. Das war echt anstrengend, vor allem weil viele der Gäste wissen wollten, wo was zu finden ist. Mittlerweile macht mir aber auch das sehr großen Spaß und überfordert mich nicht mehr, so wie am Anfang. Schön finde ich auch, dass die Gäste ab und zu ein kleines „Schwätzle“ mit mir halten.

Ich finde auch ganz toll, dass von Anfang an im Team offen mit meinem Handicap umgegangen worden ist, ich aber nie das Gefühl habe, dass ich nicht ernst genommen werde. Vorschläge, die ich mache, werden immer angehört, manche ausprobiert und sogar umgesetzt. Das freut mich auch sehr und gibt mir das Gefühl, wirklich ein Teil des Teams zu sein.

Ein schönes Ritual ist das tägliche gemeinsame Frühstück um etwa 8:30 Uhr, bei dem es manchmal sehr lustig zugeht – wie überhaupt fast immer in der Küche: irgendjemand singt immer oder die Dampfgarer machen Musik (wenn die Speise fertig ist, kommt ein Warnsignal, dass man einstellen kann). Manchmal werden auch ein paar Späße gemacht.

An der Weihnachts- bzw. Winterfeier im Januar durfte ich auch teilnehmen: das gesamte Team hat einen Ausflug mit der Straßenbahn ins Turmbräu nach Freudenstadt gemacht, wo wir alle sehr viel Spaß zusammen hatten. Als nächste gemeinsame Aktion ist ein Sommerfest geplant.

Seit Beginn des Praktikums habe ich sehr viel dazugelernt und merke, dass ich viel selbständiger werde und mir immer mehr zutraue – nicht nur im beruflichen Bereich. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, jemals irgendwo anders zu arbeiten.  Ich kann Euch nur raten: wenn man sich etwas zutraut, bekommt man auch eine Chance.

Danke, dass ich diese Chance bekommen habe – trotz Handicap.

Der Beitrag Meine große Chance – mit Handicap erschien zuerst auf Daimler-Blog.


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