Nach der morgendlichen Anfahrt über die meist überfüllte B10 kann mich immer nur eins aufmuntern: der Blick auf das Mercedes-Benz Museum und beim Betreten, wenn dieser 30 Meter in die Höhe reicht, um an der Decke die Form unseres Markenzeichens zu erkennen. Ein Adjektiv umschreibt dieses Gefühl ziemlich genau: gigantisch.
Ich bin Auszubildender zum Veranstaltungskaufmann im 3. Lehrjahr im Mercedes-Benz Museum, befinde mich kurz vor der Abschlussprüfung und durfte bereits viele Projekte begleiten. Mein Einsatz während der Ausbildung erstreckte sich bislang über sämtliche Abteilungen des Mercedes-Benz Museums. Darunter zählen unter anderem die Bereiche Events, Shop, Museumsentwicklung und-strategie, der kaufmännische Bereich und Classic Communication mit Marketing/Kommunikation und Presse.
Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Mercedes-Benz Museum
Interessant sind ab dem ersten Tag der Ausbildung wirklich alle Dinge, die sich um das Museum drehen. Das Erhalten von Einblicken hinter die Kulissen, beispielsweise wie die Fahrzeuge in die Ausstellung gebracht werden, welche Möbel und Technik in den diversen Veranstaltungsräumen kombinierbar sind, wie man Menschen beim Open-Air Kino anmoderiert oder wie man allgemein eine Veranstaltung im Museum und auf Classic-Veranstaltungen plant, durchführt und nachbearbeitet. Dies ist nur ein sehr kleiner Teil meines bisherigen Ausbildungsverlaufs.
Als Azubi im Mercedes-Benz Museum ist man nicht einer von vielen. Ich bin der Einzige in diesem Lehrjahr, umgeben von zwei weiteren Azubis in anderen Lehrjahren. Ich darf eigenständige Projekte angehen und werde von allen Mitarbeitern als volles Mitglied wertgeschätzt und immer unterstützt.
Genau das sind die Dinge, die meiner Meinung nach, eine perfekte Ausbildung auch mitprägen. Die Ausbildung gibt es seit 2011 im Mercedes-Benz Museum. Ich war somit der zweite Azubi, der die Reise zum Veranstaltungskaufmann antreten durfte. Angefangen von meiner Faszination zur Rennkurve mit den sämtlichen Rennfahrzeuge der Geschichte von Mercedes-Benz sind es mittlerweile auch andere Fahrzeuge, die mein Interesse durch das Museum geweckt haben.
Thank God it’s Monday
Wer kann schon von sich behaupten, mit der Technik und dem Umgang des Benz-Patent-Motorwagens vertraut zu sein? Ich kann es und es ist ein unglaubliches Gefühl mit einem Nachbau des Motorwagens fahren zu können. Wenn man sich daher am Freitag schon auf Montag freut, weiß man, dass man am richtigen Platz ist.
Die Bonhams-Auktion
Zu Beginn meines Einsatzes im Marketing-Bereich bzw. Classic Communications des Mercedes-Benz Museums war meine Aufgabe folgende: einen Markenvergleich und 360° Kommunikationsmix zur Bonhams-Auktion vom 28.03.2015 zu dokumentieren, anschließend vorzustellen und während der Veranstaltung dabei zu sein. Aufgeteilt sind die Maßnahmen in Neue Medien, Klassische Werbung, Direktwerbung, Verkaufsförderung, Below-the-line und Public Relations. In der Projektphase durfte ich den Zuständigen für die einzelnen Kommunikationsmaßnahmen über die Schultern schauen, wie und warum genau diese Maßnahmen getroffen wurden.
Bei der Erarbeitung des Markenvergleichs waren für mich besonders die Faszination zum Automobil und die Erfahrung mit Oldtimern von beiden Marken hervorzuheben. Mit Bonhams verbindet die Marke Mercedes-Benz Classic schon seit Anfang der 90er Jahre eine enge Beziehung. Im alten Museum im Werk Untertürkheim wurden in Zusammenarbeit zwischen 1994 und 1999 diverse Young- und Oldtimer versteigert, 2014 dann die erste öffentliche Versteigerung im neuen Mercedes-Benz Museum. Aus den Erfolgen von 2014 resultierte nun die zweite Auflage der Versteigerung.
Meine Aufgaben während der Auktion
Am 28.03.2015 war es dann soweit. Meine Aufgabe während der Auktion war die Mitbetreuung und Koordination der Fernsehteams. Vor Ort nahmen die Fernsehteams unterschiedliche Filmaufnahmen mit Interviews auf. Aus den Gesprächen mit den Profis konnte ich einiges lernen, z.B. wieso es eine Klappe nach Beendigung einer Sequenz gibt. Es geht tatsächlich nicht darum, einzelne Aufnahmesequenzen abzuschließen, sondern um die Synchronisierung und Zusammenführung der separat aufgenommenen Töne.
Twitter und Instagram
Außerdem erhielt ich während der Auktion einen kleinen Einblick in das Live-Twittern und das Posten von Inhalten in Instagram über die Mercedes-Benz Museums Kanäle. Für die zwei Kanäle schoss ich auch ein paar Fotos von verschiedenen Fahrzeugen und veröffentlichte diese direkt im Anschluss auf Twitter und Instagram. Die Fotos habe ich dann auch mit einer passenden Beschreibung kommentiert. Bei außergewöhnlichen Wetten wurde das Fahrzeug mit dem Versteigerungswert und einem dazugehörigen Foto gepostet.
Die Auktion
Vor der Veranstaltung gab es für die Gäste der Auktion die Möglichkeit, alle Fahrzeuge im aufgebauten 750 m² großen Fahrzeugzelt hinter dem Mercedes-Benz Museum zu betrachten. Vor Ort waren mehrere Personen von Bonhams für das Reinigen der Autos zuständig, die mit Ihren Reinigungsmitteln für den letzten Feinschliff sorgten. Die meisten Fahrzeuge wurden mit Lastwagen bereits zwei Tage vor der Veranstaltung angeliefert. Fast alle Autos standen unter dem Zeltdach. Mit der schönen Frühlingssonne gab es für die Besucher aber auch die Möglichkeit, die restlichen Fahrzeuge außerhalb des Zelts zu betrachten. Das Wetter war dann eine perfekte Einstimmung für die anschließende Auktion in der Eingangsebene des Mercedes-Benz Museums.
Zuschauer und Bieter
Zuschauen konnte jeder, der sich durch den Erwerb des Auktionskatalogs Eintritt in den Großen Saal verschaffte. Bieter mussten sich zusätzlich am Informationstresen registrieren lassen. Daraufhin hat er eine Bieternummer mit einer Tafel erhalten, um Gebote abgeben zu können. Anonymen Bietern war es aber auch möglich, über Telefon und das Internet Gebote abzugeben. Diese Gebote wurden dann von Bonhams-Mitarbeitern an den Auktionator weitergegeben.
Um Punkt 14.30 wurde die Auktion mit den verschiedenen Kunst-Exponaten begonnen. Um ca. 15.00 Uhr rollten dann die ersten Fahrzeuge über den roten Teppich, welche von einem unglaublich sympathischen Auktionator von Bonhams präsentiert wurden. Die Spannweite der Fahrzeuge war riesig. Diese erstreckte sich vom Benz Ideal Vis-á-Vis von 1900 bis zum Mercedes-Benz SLR MClaren Roadster von 2007.
Mercedes-Benz Damenfahrrad
Besonders positiv überrascht war ich über den Zustand eines Mercedes-Benz Damenfahrrads Typ 8 von 1925 mit auffälliger roter Bereifung. Ein Exemplar davon wurde ebenfalls während der Auktion im Mercedes-Benz Museum versteigert und war natürlich eines der Fotoattraktionen schlechthin.
Alle Fahrzeuge wurden nacheinander aus dem Fahrzeugzelt hinter dem Museum in den Großen Saal geschoben. Zu jedem Exponat und Fahrzeug erzählte der Auktionator seine eigene Geschichte in englischer Sprache, die von einem Übersetzer danach ins Deutsche übersetzt wurde. Für mich persönlich sehr überraschend war während der Auktion die Stille, die herrschte, wenn es zur Auktion kam und die verschiedene Lose starteten. Jeder Gast und Bieter schaute sich im Raum um, um den ersten Bieter und die erste Handlung überhaupt zu deuten. Wer macht den ersten Schritt und bietet? Welche Bietertafel ist als erstes zu sehen? Wer traut sich aufzustehen und das Fahrzeug näher zu betrachten? Danach ging es rund.
War die Auktion dann mal ins Rollen gekommen, ging es wahrhaftig hin und her mit den Geboten, was sich zum Teil bei den Highlights bis zu 5 Minuten lang hinzog. Beim letzten Höchstgebot der Bieter versuchte der Auktionator durch seinen Witz und Charme die Bieter nochmals zu motivieren, was insgeheim für eine tolle Stimmung und Atmosphäre sorgte. Zum Abschluss jeder Auktion ertönte immer der Hammer des Auktionators, der über die gesamte Ebene 1 zu hören war. Richtig spannend für mich wurde es natürlich immer, wenn die Highlights der Versteigerung präsentiert wurden.
300 SL Roadster von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach
Meiner Meinung war auch auffällig, dass sich bei den Highlights der Versteigerung viele Gäste von ihren Sitzen erhoben. Diese nutzten die Zeit, um ein Foto von den seltenen Fahrzeug zu ergattern. Vor allem beim 300 SL Roadster des Großindustriellen Alfried Krupp war dies zu beobachten, welcher dann für 1,12 Mio. € versteigert wurde.
Bei dem Gesamtumsatz von 13 Mio. € waren folgende Fahrzeuge die Höhepunkte: ein Mercedes-Benz 540 K Cabriolet A von 1983 mit 2,76 Mio. € und ein Mercedes-Benz 770 Cabriolet D mit 2,31 Mio €, welcher einst im Besitz von Regisseur und Schauspieler Erik Charell war.
Für mich war es die erste Auktion, bei der ich persönlich dabei war. Unglaublich überrascht bin ich aber, mit welchen Emotionen die Auktion im Mercedes-Benz Museum verlief. Für den Spannungsbogen waren natürlich die einzigartigen Fahrzeuge, der Auktionator und die Bieter zuständig. Insgesamt kamen ca. 600 internationale Gäste zur Veranstaltung in das Mercedes-Benz Museum.