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Nähen ist nicht alles!

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„Katja, du machst eine Ausbildung zur?“, „Fahrzeuginnenausstatterin.“. „Aha, und ihr designt die Autos?“. So oder so ähnlich beginnt meistens ein Gespräch wenn ich nach meinem Ausbildungsberuf gefragt werde.Da die meisten in meinem Umfeld zuerst denken, dass wir Autos am PC designen, erkläre ich immer mit einem Schmunzeln im Gesicht das wir in unserer Ausbildung lernen, das Interior unserer Autos handwerklich auszustatten.

Im ersten Lehrjahr behandeln wir Themen wie Schneide-, Klebe- und Fügetechnik. Dazu erstellen wir ein Schachbrett aus Leder mit einem Mühlebrett auf der Rückseite, dass wir dann mit nach Hause nehmen dürfen. Ein weiterer Teil der Grundausbildung ist das Beziehen einer Sitzblende, woran uns gezeigt wird, worauf wir achten müssen wenn wir Leder über Kanten und Rundungen ziehen und verkleben wollen. Auch nähen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Berufes.

Neun Grundnähte

Dazu erlernen wir zuerst die neun Grundnähte. Dazu zählen die Verbundnaht, die Kedernaht und die Kappziernaht, die wichtig sind für die Erstellung eines Kopfstützen oder Armlehnen Bezuges. Doch bevor man einen Bezug nähen kann, müssen  zuerst Schablonen erstellt werden. Eine Schablone wird auch heute noch in der Ausbildung per Hand angefertigt.

Im zweiten Lehrjahr wird die Gruppe getrennt. Eine Hälfte der von uns insgesamt 14 Auszubildenden ist im Betriebseinsatz, zum Beispiel in der Montage, bei Smart oder bei der Fremdfahrzeugzerlegung eingesetzt. Die andere Hälfte ist in der  Ausbildungswerkstatt wo uns gezeigt wird, wie ein Lenkrad richtig beledert wird, und wir unseren eigenen Miniatursitz entwerfen und erstellen dürfen. Nach ein paar Monaten werden die Gruppen getauscht.

Teamwork

Darüber hinaus dürfen wir viele Aufträge der Azubifirma bearbeiten. Mal muss man ein oder mehrere Montagekissen in verschiedenen Größen anfertigen und ein anderes Mal darf man einem Oldtimer eine neue Innenausstattung verleihen. Vom Türbelag bis zur Fußmatte. Gerade bei solchen Aufträgen ist Teamwork sehr wichtig! Untereinander teilen wir uns die verschiedenen Aufgaben zu und bearbeiten diese bestmöglich. Mir macht es sehr viel Spaß, mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten. Wir sind genau sieben Mädels und sieben Jungs. Alle im Alter zwischen 16 und 23 Jahre. Doch nicht nur das Alter ist bunt gemischt, sondern auch unsere Schulabschlüsse. Von Hauptschulabschluss bis Abitur ist alles vertreten. Durch den guten Kontakt mit meinen Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen fällt mir das frühe Aufstehen und die Arbeit allgemein viel leichter.

Im dritten und letzten Lehrjahr sind wir ein weiteres Mal in Betriebseinsätzen zum Beispiel im Design, in der Produktion oder bei der Sitzfertigung eingesetzt.

Während der Ausbildung haben wir zusätzlich noch verschiedene Lehrgänge zum Beispiel zum Thema Pneumatik und Elektrik, da diese zwei Elemente in der Automobilindustrie nicht mehr wegzudenken sind und man ungern auf den Luxus wie Sitzheizung und automatische Sitzverstellung verzichten möchte. Fahrzeuginnenausstatter sind also nicht nur für das am Ende sichtbare im Auto zuständig, sondern auch für die Funktion die dahinter steckt.

auf der Hauptversammlung

Dieses Jahr im April hatte ich noch eine ganz besondere Aufgabe. Ich durfte mit meinem Kollegen Maximilian Horn und meinem Meister, Rainer Schütz, nach Berlin zur Hauptversammlung fliegen. Wir wurden von vier weiteren Azubis der Berufsgruppe Kraftfahrzeugmechatroniker und zwei Azubis der Berufsgruppe Mechatroniker, sowie den jeweiligen Ausbildungsmeistern, begleitet.

Unsere Aufgabe an diesem Tag bestand darin, den Aktionären einen Einblick in unsere Ausbildungsberufe zu geben. Aber nicht nur den Aktionären, sondern auch den Vorständen!

Personlavorstand Wilfried Porth lehnte meine Frage, ob er mal nähen möchte, mit einem Lachen dankend ab: „Ich möchte Sie nicht bei Ihrer Arbeit unterbrechen.“ Auch Vertriebschef Ola Källenius und Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Thomas Weber besuchten unseren Stand und zeigten großes Interesse an unseren Berufen.

Den Tag über bin ich mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Ich habe viel über meine Ausbildung und unser Werk in Sindelfingen erzählt. Die Besucher wollten wissen, was mich nach der Ausbildung erwartet und wie es für mich ist, ein Teil der Hauptversammlung zu sein. Aber auch mit kritischen Themen musste ich mich auseinandersetzen. Oft hörte ich Beschwerden über die Qualität des Leders an den Seitenbacken der Sitze: „Mein Mercedes ist gerade einmal vier Jahre alt und schon reißt das Leder!“ Auch wenn ich noch keinen Einfluss auf die Qualität habe, zeigte ich  trotzdem mein Verständnis für die Unzufriedenheit. Das haben die meisten Besucher verstanden und wir konnten das Gespräch fortsetzen.

Abendessen mit Dieter Zetsche

Gegen Ende der Veranstaltung sind wir zum Abschlusscurrywurstessen eingeladen worden. Ein Raum der vollgefüllt mit Mitarbeiter war, die sich über den Tag austauschten. Am letzten Tisch entdeckten wir Dieter Zetsche und die anderen Vorstände. Es war ein komisches Gefühl so wichtigen Personen so nah zu sein, und das nicht bei einer Betriebsversammlung oder einem Interview, sondern beim Essen.

Nachdem wir unser Feierabendbier genossen und unsere verdiente Currywurst gegessen hatten, beschloss ich mit den anderen Auszubildenden Dr. Zetsche nach einem Foto zu Fragen.

Als ich  zu dem Tisch lief, wurde ich schon mit einem Lächeln der Vorstände und ihren Begleitern empfangen. Ich sagte: „Hallo, wir sind Auszubildende vom Werk Sindelfingen…“, da Dr. Zetsche mit dem Rücken zu mir saß, drehte er sich um, lächelte mich an und stand sofort auf, um mit uns ein Foto zu machen. Und das, obwohl ich ihn noch nicht einmal gefragt hatte. Ich glaube, dieser Moment wird mir besonders im Gedächtnis bleiben.

Ich bin wirklich froh darüber, dass ich ihn um dieses Foto gefragt hatte. Sonst hätte ich es sicherlich spätestens am nächsten Tag bereut. Wann hat man sonst die Chance, dem eigenen Vorstand so nah zu sein und ihn um ein Foto zu bitten?

Die Arbeit wurde zum Hobby

Auch privat wurde das Nähen zu meinem Hobby. Zu meinem letzten Geburtstag habe ich von meiner Mama eine Nähmaschine geschenkt bekommen. In meiner Freizeit nähe ich zwar keine Bezüge für mein Auto, aber das bei der Arbeit Gelernte kann auch bei anderen Aufgaben sehr gut angewendet werden.

Mein Berufliches Ziel ist vorerst eine gute Ausbildung zu absolvieren und danach eventuell „Transportation Interior Design“, an der Hochschule in Reutlingen, zu studieren. Das Thema Weiterbildung und Übernahmegarantie ist für die heute Generation ein sehr wichtiges Thema!

 


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